Rottaler Wässermatten

Die Wässermatten sind gleichzeitig eine uralte Nutzungsform, eine lebendige Tradition im Sinn der Unesco, ein Kulturerbe sowie ein Lebens- und Erholungsraum. Im Umkreis des ehemaligen Klosters St. Urban – in den Tälern der Rot, Langete und Oenz – gehen sie bis auf das 13. Jh. zurück. Über den Grenzpfad Napfbergland bleiben die Rottaler Wässermatten bis heute mit der Klosteranlage St. Urban (LU) verbunden. Auf der Berner Seite führt der Pfad hinauf zur Burgruine Grünenberg oberhalb Melchnau. In diesem Dorf wird auch die Milch vieler  Landwirtschaftsbetriebe mit Parzellen in den Wässermatten verarbeitet. 

Beim Wässern steht nur im Ausnahmefall die Bewässerung im Vordergrund. Kurzfristig wird mit dem Wässern eine Düngung der Wiesen mit Bachwasser angestrebt. Normalerweise gelangen so in erster Linie gelöste Nährstoffe auf die Wässermatten. Bei höherem Wasserstand gelangen auch grössere Mengen Schwebstoffe auf die «ewigen Wiesen». Dies trägt seit Jahrhunderten zur Bildung fruchtbarer Böden bei. Die einstmals kargen Kies- oder Schwemmböden wachsen jedes Jahr schätzungsweise einen Millimeter in die Höhe und werden dadurch zunehmend tiefgründig und fruchtbar.




Die rund 20 Wässerbauern wässern ihre Matten zwei- bis viermal Mal pro Jahr, jedes Mal während nur wenigen Tagen. Dabei leiten sie Bachwasser aus der Rot – manchmal auch aus deren Seitenbächen – über ein ausgeklügeltes System auf die Wässermatten. Ausser im Winterhalbjahr erfolgt das Wässern in der Regel kurz nach dem Mähen des Mattengrases, welches als Grünfutter oder als Heu verwendet wird. Beim Wässsern achten die Wässerbauern darauf, dass die Wässermatten zwar berieselt, jedoch nicht überschwemmt werden.


Von der Schwelli zur Brütsche weiter zum Staubrett und von da zum Kleinrelief: Zuerst staut der Wässerbauer oder der Wässerbannwart mithilfe von Stauschleusen (Schwelli) die Rot, wodurch das Bachwasser über Kanäle (Hauptgräben) zu Verteilanlagen (Brütschen) und weiter in Seitengräben gelangt. Diese Seitengräben werden öfters weiter unterteilt. Mittels Staubrettern, kleinen Wassergräbchen und Reliefverläufen leiten die Wässerbauern das Bachwasser auf die «ewigen Wiesen». Über die Jahrhunderte hat sich in den Wässermatten dadurch ein typisches Kleinrelief gebildet. Man stelle sich vor: Im Lauf der Zeit waren alleine auf einer einzigen Wässermatten-Parzelle Dutzende von Wässerbauern mit ihren «Wässerschüfeli» unterwegs! Das Kleinrelief bildete sich dank ihrer Muskelkraft und Weitsicht bei der Feinverteilung des Wassers.
 
Dass es die Wässermatten an Rot, Langete und Oenz heute noch gibt, ist einerseits den traditionsbewussten Wässerbauern der Region und andererseits den Beiträgen der 1992 gegründeten Wässermattenstiftung mit Sitz in Langenthal zu verdanken. Nicht zuletzt bieten speziell die Rottaler Wässermatten auch wertvollen Lebensraum für bedrohten Tier- und Pflanzenarten wie z.B. der Sumpfheuschrecke, Sumpfrohrsänger, Eisvogel, Wasseramsel, Weisstorch, usw. Dafür setzte sich seit 1989 insbesonders der heutige Verein Lebendiges Rottal ein.


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Erfahren Sie mehr:

Das Internationale Zentrum der Traditionellen Bewässerung in Europa (IZTB), www.iztb.ch

Lebendige Traditionen der Schweiz: Wässermatten

Vertretung der Rottaler Wässermattenbauer:
Wässermattenverein Rottal
Pirmin Bucheli
Ludligen 2
6147 Altbüron
079 597 21 61

Wässermattenstiftung. Führungen:
waessermatten.ch

Lebensmittelhelden:
Dorfchäsi Melchnau

Landschaftsaufwertungsprojekt:
Verein Lebendiges Rottal

Logo Verein Lebendiges Rottal